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Benefiz Flamenco Peña "Mundo Gitano"

Brisa Caliente del Sur        Claudia Asensio            Alma Flamenca              Olivia M. Roche

Aficionadas      José Carlos Tanja Kreutz     Alejandro Suárez Roa

Von: Claudia Asensio P. - Múnich - 24/04/2012

Am Sonntag, dem 25. März 2012, fand eine ganz besondere Veranstaltung in der bayrischen Hauptstadt statt: eine Benefiz-Flamenco-Peña, zu Gunsten eines spanischen und eines deutschen Roma-Vereins. Insgesamt konnten den beiden Organisationen dank der eingenommenen Eintrittsgelder 700 Euro überwiesen werden. Der Saal des Eine-Welt-Hauses füllte sich rasch, so dass einige Gäste nicht einmal einen Sitzplatz fanden. Dennoch folgten die meisten gespannt und interessiert dem vier Stunden dauernden Programm von Anfang bis Ende.

27 Profi- und Hobby-Künstler sowie 7 Helfer legten gemeinsam Hand an, um eine Peña zu gestalten, wie man sie in München bislang noch nicht gesehen hatte: die Kombination aus Benefiz-Konzert von Flamenco-Künstlern und Vorträgen von Schülern verschiedener Flamenco-Tanz-, Gesangs- und Gitarren-Lehrer in und um München, wobei auch dem Publikum Raum für Sevillanas- und Rumba-Runden eingeräumt wurde, kam bei den Zuhörern insgesamt sehr gut an.

Außerdem wurden die Ziele der beiden Roma-Organisationen, Nutznießer der Aktion, vorgestellt, ihre Vorhaben und Tätigkeitsbereiche: einerseits die Federación Maranatha und ihre Bemühungen, die Schul- und Arbeitssituation sowie das Zusammenleben der Roma in der Comunidad Valenciana in Spanien mit der Mehrheitsbevölkerung zu verbessern, ihre Romani-Kurse per virtuellem Klassenzimmer sowie die Fortbildung in audiovisuellen Medien, die Internationalen Roma Seminare in Valencia und der unschätzbare Informationswert ihres Nachrichtenportals über Roma überall auf der Welt, Foren und Videos, die die Aufmerksamkeit der Veranstalterin erregt hatten.

Von links nach rechts: Claudia Asensio, Aldo Rivera und Michaela Starke: Vorstellung der beiden Roma-Vereine.

Dem spanischen Dachverband wurde freigestellt, das Geld entweder in das virtuelle Klassenzimmer oder in die Gründung einer Kooperative für Film- und Tonaufnahmen zu investieren, um den entsprechend ausgebildeten Gitanos Aussicht auf Arbeit bieten zu können, je nachdem, wo der Dachverband selbst dringenderen Bedarf sähe. Man hofft mit zukünftigen Events dieser Art weiter helfen zu können, auch wenn die zur Verfügung gestellten Mittel nicht sehr hoch seien. Es zählt die Idee, vielleicht wird sie auch kopiert, alle gemeinsam Dinge zu bewegen, so dass sich eines Tages kein Mensch mehr ausgegrenzt oder aufgrund seiner Herkunft oder Kultur diskriminiert fühlen muss und wir alle lernen, uns gegenseitig besser zu verstehen.

Ricardo Volkert
(c) Foto:
Enrique Gulín Conde

Eines der mit diesem Fest verfolgten Ziele war daher, dem Publikum kurz und ohne mit dem Finger zu zeigen, einige der Probleme der Roma-Bevölkerung weltweit anzusprechen, die ein Großteil der deutschen Mehrheitsgesellschaft, und vermutlich auch der spanischen, nicht bewusst wahrnimmt, da selten Kontakt zur Roma-Bevölkerung besteht und man sich dadurch nicht betroffen fühlt. Hierbei wurden vor allem Verallgemeinerungen, Vorurteile auf beiden Seiten, Verfolgung und die wachsende Romaphobie in einigen Ländern der EU sowie die Bereitschaft einander zuzuhören, anstatt sich gegenseitig den Rücken zuzukehren, genannt.

Anjanita y su Banda

Andererseits wurde die gemeinnützige NGO (Nicht-Regierungsorganisation), mit Sitz in München, MADHOUSE gemeinnützige GmbH vorgestellt. Die Einrichtung unterhielt bis Sommer 2005 eine therapeutische Jugendwohngruppe in Augsburg, in der Kinder aller Ethnien und Kulturen untergebracht waren, nicht nur Sinti und Roma, der die Kinder selbst den Namen «Madhouse» (Irrenhaus, bzw. verrücktes Haus) gaben, weil es ihnen verrückt vorkam, dass Jugendliche so unterschiedlicher Herkunft und Kultur harmonisch miteinander unter einem Dach leben konnten. Seit 1996 ist die Organisation begleitend und seit Sommer 2005 ausschließlich in der ambulanten Erziehungshilfe für Sinti und Roma, Bildung und Soziales tätig. Hinzu kommen kulturelle Projekte, Musikevents und Veranstaltungen zu Kunst, Literatur, Politik und Geschichte. Ein Teil der Arbeit ist dem Thema Antiziganismus gewidmet, d. h., der Aufklärungs- und Dialogarbeit zwischen der Minderheit und der Mehrheitsgesellschaft mit dem Ziel, den gleichberechtigten Zugang zu den Bereichen Bildung, Beschäftigung, Gesundheit, Wohnen und politische Partizipation zu ermöglichen. Vergangene Projekte waren beispielsweise Ausstellungen und Vorträge im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Sinti und Roma in Europa zuhause: http://ineuropazuhause.wordpress.com/", derzeit unterstützt der Verein die Veranstaltungsreihe «Stimmen der Roma»: http://romastimmen.de/, die unter anderem im Kulturzentrum Gasteig in München vom 19. April bis 22. Mai 2012 stattfindet. Diese Reihe sieht auch Führungen durch die Altstadt vor, um die mit dem Leben der deutschen Sinti und Roma in München verbundenen Stationen kennenzulernen.

Simon Hoffmann (Cajón) - La Picarona (Gesang/Letra) und Georg Brüderl (Gitarre/Musik) mit einer eigenen Bulería,
die die Seele berührt
(c) 25.03.2012 - Rocío Cárdenas Nátera

Im Rahmen dieser Aktivitäten werden Bustouren zu historischen Stätten veranstaltet und ein Bezug zur aktuellen Situation der Sinti und Roma in München hergestellt. Ferner gibt es Führungen, die speziell auf Schulklassen zugeschnitten sind. In dieser Stadt leben, laut Aussage von Alexander Diepold, dem Gründer und Leiter der MADHOUSE gemeinnützige GmbH, etwa 10 000, also ca. 10 % der in Deutschland lebenden Sinti und Roma.

Los Aynis
Danza del Rey Moreno
Es soll zwei Peñas flamencas solidarias «Mundo Gitano» pro Jahr geben, um die beiden NGOs auch in Zukunft zu unterstützen. Die nächste Peña ist für Ende dieses Jahres geplant. Ein Interesse an der Kooperation, sofern ihre Agenda dies zulässt, manifestierten der bekannte deutsche Flamenco-Gitarrist Miguel Iven und die brillante Sängerin Carmen Martín (Llegan voces: http://www.youtube.com/watch?v=cgI5Jwkuzjc), Anette Darda - La Maruja, die mit professionellen Flamencos in Arles (Frankreich) und München kooperiert, wie beispielsweise Arte Gitano (Cousins der legendären Gipsy Kings), La Puerta Flamenca und Gipsy Ley. Als "Wiederholungstäter" meldeten sich bereits Anjanita y su Banda sowie Brisa caliente del Sur und die Tänzerin und Sängerin Olivia Muriel Roche. Bei dieser Veranstaltung waren die Profi-Sängerin Estela Sanz Posteguillo (Pinchadiscos), der Gitarrist und Sänger Ricardo Volkert, die Sängerin und Tänzerin La Picarona, der Gitarrist und Sänger Georg Brüderl, die Jugend-Schülergruppe der bekannten Münchener Tänzerin Montserrat Suárez: Alma Flamenca, der Gitarrist Ecki Kurth, der Sänger José Carlos Fernández und der Gitarrist und Sänger Alejandro Suárez Roa, die Tänzerinnen Tanja Kreutz und Lotte Moreth mit von Partie, sowie die bolivianische Tanzgruppe Los Aynis, die La Danza del Rey Moreno (den Tanz des schwarzen Königs) darbrachten, der von den schwarzen Sklaven in den Minen der bolivianischen Anden erzählt

Leider hatten kurzfristig ein paar Künstler krankheitsbedingt abgesagt. Aber dank der Flexibilität und Professionalität von Ricardo Volkert, Alejandro Suárez Roa und La Picarona, die sich spontan zusammentaten, um die Lücke zu schließen, konnte bis zum Schluss ein buntes Programm mit verschiedenen Flamenco-Stilen in hoher Qualität und mit viel Gefühl präsentiert werden

Im Gleichklang:
José Carlos Fdz. - Alejandro Suárez Roa

Dank gebührt außerdem den Restaurants El Español für die leckeren Pinchitos, und der Weltwirtschaft, die ihrer Speisekarte extra ein paar spanische Gerichte für dieses Event hinzufügte, Mitgliedern der Asociación de Padres de Familia de Múnich e. V., der Peña Flamenca Freising sowie allen Helfern an der Kasse, bei der Kontrolle der Eintrittskarten, beim Catering sowie beim Verteilen von Einladungen, Postern und Nachrichten über das Event, die Freunde, Nachbarn und Kollegen mitgebracht und entschieden zum Erfolg der Peña beigetragen haben.

Diese erste Peña flamenca solidaria ist außerdem als Ausgangspunkt für einen intensiveren Austausch zwischen der Federación Maranatha und der MADHOUSE gemeinnützige GmbH gedacht, um die Kommunikation zwischen spanischen Kalé und deutschen Sinti und Roma zu verbessern, damit sie im Gleichklang am Erreichen ihrer Ziele arbeiten können.

Claudia Asensio P. - München, 25.04.2012

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